Kann man in der Alster schwimmen?

Eine Frage, die sich im heißen Hochsommer sicher schon viele Hamburger gestellt haben – so auch Ella Perlitius, eine besonders engagierte Nachwuchsforscherin am Schülerforschungszentrum Hamburg. „Vor allem eine Frage hat mich nicht losgelassen“, erklärt Ella, „Wie stellt man fest, wie sauber ein Gewässer ist?

Mit Elan erforscht die 17-Jährige Ella Perlitius Veränderungen in ihrer Umwelt. Als Schülerin der 11. Klasse am Gymnasium Rissen setzt sie sich im Profil „System Erde-Mensch“ mit den drastischen Konsequenzen menschlicher Eingriffe auf unseren Planeten auseinander – ein Thema, das Ella bereits seit mehreren Jahren bewegt. Am Schülerforschungszentrum Hamburg nimmt Ella verschiedene Gewässer in Hamburg und Schweden genauer unter die Lupe: Gewissenhaft überprüft sie Verschmutzungen durch Landwirtschaft und Verkehr und untersucht die Lebensbedingungen für Tier- und Pflanzenwelt. Gleich mehrfach wurde sie für ihre Forschungsprojekte bei „Schüler experimentieren“ ausgezeichnet.

Mit Elan forscht Ella nun seit 2018 an verschiedenen Gewässern in Deutschland und Schweden, ihrem Lieblingsreiseziel. Die Idee für das Projekt sei ihr eines Tages beim Spaziergang an der Alster gekommen: „Ich kam mit einem alteingesessenen Hamburger ins Gespräch, er erzählte mir, zu seiner Zeit hätten hier noch alle ihren Abfall in den Fluss gekippt“. So beginnt Ella vor sechs Jahren, ausgerüstet mit einem Aquarien-Testset, die Wasserqualität genauer unter die Lupe zu nehmen.

Akribisch analysiert sie Verschmutzungen durch Abwasser, Industrie und Landwirtschaft, misst Phosphate, Nitrate und Nitrite sowie den pH-Wert. „Tatsächlich hat die Außenalster eine einigermaßen gute Wasserqualität, meint Ella, „das hat mich überrascht“. Die Alster sei kaum mit Schwermetallen oder Nährstoffen, z. B. durch Dünger, belastet, erklärt sie. „Die niedrige Fließgeschwindigkeit dort bietet außerdem gute Bedingungen für alle möglichen Tiere und Pflanzen, z. B. Krebse, Schnecken und Kieselalgen“. Besonders Kieselalgen seien sehr wichtig für die Sauerstoffproduktion weltweit, betont Ella. Um die winzigen Lebewesen zu untersuchen, habe sie Proben aus dem Flussbett genommen und mit einem Elektronenmikroskop „fotografiert“.

„Dabei schießt man mit einem Elektronenstrahl auf die Probe und tastet sie Stück für Stück ab. Aus den abprallenden Elektronen kann man dann ein Bild der Oberfläche erzeugen“, erklärt die Jungforscherin. Trotz der Vielzahl an Kieselalgen rät sie dennoch vom Badeurlaub an der Alster ab. „Schwimmen würde ich in der Alster eher nicht“, sagt Ella, „besonders im Sommer können sich Blaualgen schnell vermehren, und auch ich konnte bei meinen Messungen Anzeichen für die Blaualgenblüte entdecken“.

Zum Schwimmen böte sich doch eher die Seenlandschaft im Småland in Schweden an – ein malerisches Reiseziel ihrer Familie. Selbst im Urlaub bleibt ihr Forschergeist ungebremst: „Ich wollte die Alster unbedingt mit Seen und Flüssen in Schweden vergleichen.“ Um dieses Ziel zu erreichen, lässt sie sich immer ausgefallenere Methoden einfallen: Mit dem Kanu erkundet sie weite Teile von Miens und Mieåns und zieht dabei ein Echolot hinter sich her. „So konnte ich nicht nur den Untergrund des uralten Kratersees abtasten, sondern auch Fischschwärme entdecken“, schwärmt sie, „Am Ende haben meine Untersuchungen sogar gezeigt, dass man das Wasser im schwedischen Fluss Mieåns wahrscheinlich sogar trinken könnte, so sauber ist das!“ Ellas Begeisterung für ihr Forschungsprojekt ist geradezu spürbar. Ihr Erfolgsrezept über all die Jahre: „Immer weitermachen! Das mal etwas nicht klappt, gehört dazu. Ich lasse mich nicht unterkriegen!“